Schriftsteller und Performance-Macher Göksu Kunak (1985, Türkei) und Performancekünstler Astrit Ismaili (*1991, Kosovo) werden im Neuen Museum Nürnberg die beiden Arbeiten WILD und PETROL präsentieren. Kunaks und Ismailis künstlerische Praxen situieren sich zwischen Performance, Ausstellung und Installation. Mit queeren Methoden untersuchen sie verschiedene Spätmodernen, oft mit einem besonderen Fokus auf popkulturelle Elemente in kritischer Auseinandersetzung und in Gegenüberstellung zu eurozentrischen Perspektiven.
Göksu Kunaks Werk umfasst ein breites Spektrum von Medien und Formaten, bei dem die Arbeit an und mit Text, die Untersuchung und Rekontextualisierung spezifischer Sprechweisen, eine zentrale Rolle im künstlerischen Ausdruck einnimmt. Text – verstanden nicht nur als das gesprochene und geschriebene Wort, sondern als ein erweitertes mediales Beziehungssystem – figuriert in Kunaks Schaffen oft als ein Schauplatz kultureller und politischer Auseinandersetzungen, bei denen Themen wie Orientalismus, Selbst-Orientalisierung oder östliche Männlichkeitsbilder (und deren westliche Aneignung) verhandelt werden. Als ausgebildete Kunsthistoriker mit einem Hintergrund in Modern Dance lässt Kunak in xies Performances, Videos und Installationen daraus komplexe, multidimensionale Landschaften entstehen, die von der Überlagerung verzerrter und verschobener Zeitlichkeiten, nicht-linearer Dramaturgien und von einer Vielfalt unterschiedlicher, sich transformierender Medien – aus Video wird Skulptur wird Kostüm wird Performance – geprägt sind.
Astrit Ismaili ist eine Performance-Künstlerin, der im Kontext der bildenden Kunst arbeitet. Ihre Praxis umfasst Performance, Musikkomposition, Text, Video, Zeichnung, Sound, Installation und Kuration. Ismailis Erfahrungen als Kinder-Popstar, seine queere Identität sowie das Durchleben des Kosovo-Krieges bilden dabei den Kontext, aus dem heraus Ismailis Kunst die Möglichkeiten von Körperlichkeit als immer schon hybride und erweiterte Ausdrucksform gesellschaftlicher Transformationsprozesse untersucht. Die Stimme und das Singen sind dabei meist nicht nur das zentrale Ausdrucksmittel, sondern treten mitunter auch als das Vehikel auf, das diese Transformationsprozesse aufnimmt, sie herausnimmt und und rekonfiguriert. Indem Astrit Ismaili anziehbare Musikinstrumente entwirft, mit denen sich elektronische Klänge erzeugen lassen, versucht sie, dem menschlichen Körper neue Qualitäten zu verleihen und die Begriffe Cyborg-Politik und Biopolitik in seine Arbeit einzubringen. Pop bildet dabei oft die materiale Grundlage für ein diskursives, ästhetisches Gewebe, aus dem heraus Ismaili dynamische, immersive und teils partizipative Performance-Situationen entwirft.
Ismaili und Kunak werden anhand von Popsongs aus dem Kosovo und der Türkei untersuchen, wie die Popmusik die soziopolitischen Veränderungen in ihren Heimatländern zwischen den 1980er und 2000er Jahren verarbeitete.
Ismaili präsentiert eine Version seines neuen Stücks WILD, eine Fortsetzung ihrer Forschung über Körpererweiterungen und anziehbare Musikinstrumente. Der Klang dieser neuen Instrumente verweist auf politische Reden, Pop–Acts mit dem Fokus auf den kosovarischen Popstar Adelina Ismaili und die Geschichte der Performance-Kunst. Alle Referenzen erzählen von der Überwindung sozialer und geopolitischer Grenzen durch Kreativität und Beharrlichkeit.
Im Jahr 1980 nahm die Türkei mit einem Liebeslied an das Erdöl namens „Petrol“ von Ajda Pekkan am renommierten Gesangswettbewerb Eurovision teil. Ausgehend von diesem Lied zeichnet Kunaks performative Installation PETROL anhand von Pop/-Arabesk Musikvideos und Songtexten von den 1980er Jahren bis heute die Geschichte der Ölpolitik im Land, der Wirtschaft und ihrer Auswirkungen auf Kuirs („Queers“) nach.
Thursday 22–01 Uhr: WILD by Astrit Ismaili
22: Performance
23–01: Ongoing Installation
Friday 15–18 Uhr: WILD by Astrit Ismaili
15: Performance
16–18: Ongoing Installation
Saturday 22–01 Uhr: PETROL by Göksu Kunak
22: Installation
23: Performance
00–01: Installation
Sunday 14–17 Uhr: PETROL by Göksu Kunak
14: Installation
15: Performance
16-17: Installation
Neues Museum Nürnberg
Klarissenplatz
590402 Nürnberg
DO
FR
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SA
SO
Leroy Chaar (Sound)
Annegret Schalke (Licht)
Isabel Gatzke (für PETROL)
Titus Nouwens (für WILD)